Projekte der ABBO

Landesweite Kiebitzerfassung 2024

Die Brutbestände unserer Wiesenbrüter nehmen rapide ab. Noch vor 20 Jahren war der Kiebitz flächendeckend in Brandenburg verbreitet (siehe ADEBAR-Kartierung). Heute sind allerdings weite Landstriche unbesiedelt. Schutzmaßnahmen zu planen gestaltet sich mittlerweile schwierig, da oft unbekannt ist, wo die Kiebitze überhaupt noch vorkommen. Aus diesem Anlass rufen wir zu einer landesweiten Erfassung von Kiebitzen auf! Das Ziel soll es sein, unsere Kenntnislücken zur aktuellen Verbreitung der Art zu schließen. Dafür ist es erforderlich, außerhalb der bekannten „Hotspots“ nach Kiebitzen zu suchen. Der Blick in die „Normallandschaft“ ist außerordentlich wichtig. Wo kommen hier die letzten Bestände vor?

Wo nach Kiebitzen suchen?

  1. Gibt es in Ihrer Nähe ein Gebiet, in dem früher sehr viele Kiebitze brüteten und wo es sich lohnen würde, dieses heute noch einmal zu überprüfen? Dann ist das eine ideale Fläche.
  2. Kennen sie ein aktuell besetztes Kiebitzgebiet, in dem aber kaum Beobachter unterwegs sind? Beispiele dafür wären Gebiete im Süden Brandenburgs (Schraden-/Elsternierderung, Fichtwaldmoorgebiet, Baruther Niederung) oder in der Prignitz, für die wir aktuelle Daten gebrauchen können.
  3. Haben Sie schon einmal außerhalb der Grenzen bekannter Schutzgebiete gezielt nach Kiebitzen gesucht? Ein Beispiel dafür wäre der Rietzer See in Potsdam-Mittelmark, über dessen Umfeld aktuell zu wenig bekannt ist.
  4. Ihnen ist keine geeignete Fläche bekannt, aber Sie wollen gerne an der Erfassung teilnehmen? Wir haben eine Auswahl von interessanten Rasterzellen erstellt, die nach Kiebitzen abgesucht werden sollen. Die Zellen sind 5 x 5 km groß und gut zu bearbeiten. Für jeden Landkreis gibt es eine Übersichtskarte, aus der die vorgeschlagenen Rasterzellen eingesehen werden können.

Vorgehen

  1. Fläche aussuchen: Für eine oder mehrere Untersuchungsflächen entscheiden (siehe oben) und bei Martin Horny anmelden. Über die Anmeldung soll eine doppelte Bearbeitung von Flächen vermieden werden. martin.h.horny@gmx.de (oder alternativ: 0157 35 44 84 75)
  2. Vorgehen: Absuchen der Wiesen und Äcker in der gesamten Fläche nach brutverdächtigen Kiebitzen, z.B. balzende Männchen, Paare oder brütende Weibchen. Das Wetter sollte freundlich sein (kein Regen, kein zu starker Wind). Es dürfen gerne auch andere Wiesenbrüter erfasst werden! Zum Beispiel: Rotschenkel, Bekassine, Tüpfelralle, Knäkente…
  3. Zeitraum: 23.03. bis 14.04.2024
  4. Fortbewegung: Für die Anreise ist meistens das Auto ideal. Je nach den örtlichen Begebenheiten kann aus dem Auto heraus gut beobachtet werden. Wo das nicht möglich ist, kann per Fahrrad oder zu Fuß erfasst werden.
  5. Dateneingabe: Am liebsten online über ornitho.de bzw. die App Naturalist (die ABBO hat Zugriff auf diese Daten). Wer eine Papierkarte für das Gelände benötigt, oder dort seine Nachweise eintragen möchte, kann sich diese vorher von Martin Horny per Mail oder Post zuschicken lassen. Hierzu bitte die Adresse bei der Anmeldung mit angeben.
  6. Wertvolle Tipps zur Kartierung von Kiebitzen bietet das Praxishandbuch des NABU

Karten der einzelnen Kreise mit den markierten wichtigsten Gebieten können hier als pdf herunter geladen werden.



Wasservögel

Seit Ende der Sechziger Jahre werden regelmäßig im Winterhalbjahr Zählungen der Wasservögel in Deutschland durchgeführt. Das Monitoring rastender und überwinternder Wasservögel ist Teil eines internationalen Programmes (International Waterbird Census IWC), dessen Ergebnisse regelmäßig von Wetlands International ausgewertet und publiziert werden. Die Organisation in Deutschland erfolgt durch den Dachverband Deutscher Avifaunisten (DDA), in Brandenburg wird die Wasservogelzählung von Thomas Heinicke koordiniert, der sich zusammen mit Simone Müller auch um die Organisation der Zählungen der Gänse und Schwäne kümmert. Weitere regionale und lokale Koordinatoren unterstützen sie dabei. Nicht zu vergessen sind natürlich die zahlreichen teils ehrenamtlichen, teils hauptamtlichen Zählerinnen und Zähler, die draußen bei Wind und Wetter die Zählungen durchführen. In der Saison 2008/2009 waren insgesamt etwa 240 Personen beteiligt!

In Brandenburg werden die Wasservögel in ca. 110 Gebieten im Winterhalbjahr (Oktober bis März) einmal pro Monat gezählt. In ca. 50 Gebieten werden zusätzliche Zählungen im September und April durchgeführt. Ziel der möglichst synchronen Zählung ist die Erfassung des Rastbestandes der Gänse, Enten, Schwäne und Taucher in Brandenburg. Zusätzlich werden weitere Wasservogelarten, wie Reiher und Möwen, See- und Fischadler, Limikolen, Kranich und Rallen erfasst. Die Methodik der Zählungen ist im Rundschreiben 2008 erläutert. Wer an einer Mitarbeit interessiert ist, kann auf der Mitmachbörse des DDA schauen, welche Gebiete aktuell nicht besetzt sind, und sich dann bei Thomas Henicke melden



Wiesenweihenschutz

Die Wiesenweihen sind mittelgroße, ca. 300 g schwere, schlanke Greifvögel mit einer Flügelspannweite von 105 bis 130 cm. Als Zugvögel überwintern sie südlich der Sahara in den afrikanischen Grassteppen und Savannen. Von April bis August sind die Vögel in ihren Brutgebieten anzutreffen. Ihre Hauptnahrung bilden Kleinsäuger (vor allem Feldmäuse) und Kleinvögel, sowie größere Insekten. In Deutschland brüten ca. 400 Brutpaare, davon in Brandenburg schätzungsweise 40 bis 50. Die Wiesenweihe ist in Brandenburg stark gefährdet (Rote Liste 2) und gehört zu den seltensten Greifvögeln. Ursprünglich lagen die Brutplätze in gewässerreichen Niederungen, Verlandungszonen von Seen und Feuchtwiesen. Durch den fortschreitenden Verlust dieser Lebensräume nutzen die Wiesenweihen zur Brut in zunehmendem Maße landwirtschaftliche Kulturen. Entscheidend für die Wahl des Brutplatzes ist die Höhe und Dichte der Vegetation während der Ansiedlungsphase im Mai. Besonders günstige Verhältnisse bieten zu diesem Zeitpunkt Wintergetreide (vor allem Gerste, Weizen, Roggen) und Luzerne. Vereinzelt brütet diese Vogelart auch im Raps und Saatgrasland, sowie natürlichen Habitaten.

Landwirte können helfen

Wiesenweihen legen 3 bis 5 Eier und bebrüten diese ca. 30 Tage. Zusammen mit der Nestlingszeit von ca. 30 bis 35 Tagen erstreckt sich die Brutperiode von Mitte Mai bis Mitte August, bis die Jungvögel selbständig werden. Somit benötigen die Bruten in Getreide menschliche Hilfe, da die Ernte beginnt, bevor die Jungvögel fliegen können. Das rechtzeitige Auffinden und Sichern der Nester stellt die einzige Chance für die Wiesenweihenbrut dar. Nur eine Zusammenarbeit von Naturschützern und Landwirten kann deshalb diese seltene Art retten.

Schutz der Nester

Rund um ein gefundenes Nest wird in Absprache mit dem Landwirt eine 50 x 50 m große Horstschutzzone abgesteckt und so lange nicht gemäht, bis alle Jungvögel fliegen können. Das Landesamt für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz des Landes Brandenburg zahlt dem Bewirtschafter für die Ertragsminderung und Mehrarbeit eine Entschädigung. Als Bodenbrüter sind die Eier und Jungvögel der Wiesenweihen durch zahlreiche Prädatoren (z.B. Rotfuchs und Wildschwein) bedroht. Um diese Gefahr zu reduzieren und zu verhindern, dass sich Lagergetreide über das Nest legt, hat sich in Brandenburg die Zäunung der Nester bewährt. Dafür stellt man vier je 1 x 2 m große Zaunfelder um das Nest. Die Brutvögel tolerieren die Zäunung problemlos und der Bruterfolg wird deutlich erhöht. Jeder Brutverdacht (Balzflug, Altvögel tragen Nistmaterial und Beuteübergaben) sollte an die unten stehende Adresse umgehend gemeldet werden, um fachlichen Rat einzuholen. Weitere Informationen zum Wiesenweihenschutz in Brandenburg finden Sie unter www.weihenschutz.eu.

Kontaktadresse

Simone Müller, Seestr. 5, 16230 Chorin, Tel: 033366-53815